Informationen und Studien zum Thema Säure-Basen-Haushalt aus Medizin und Forschung.

Basentherapie

Basentherapie

Die Regulation des pH- Wertes ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit zahlreicher Stoff­wechselvorgänge im Körper. Zahlreiche epidemiologische und klinische Studien zeigen, dass Störungen im Säure-Basen-Gleichgewicht und eine damit verbundene latente Azidose heute zunehmend als Risiko­faktor für die Entstehung und das Fortschreiten verschiedener chronischer Erkrankungen heran gezogen werden. Der Ausgleich einer latenten Azidose kann daher bei vielen gesundheitlichen Problemen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik führen.

Einfluss auf den Knochen

Bei einer latenten Azidose werden basische Mineralien wie Calcium und Magnesium aus dem Knochen freigesetzt, um die überschüssige Säure im Körper zu neutralisieren. Zudem  gibt es auch Belege für einen direkten Eingriff in die Aktivität der Knochenzellen: Säure hemmt die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten und fördert die Aktivität der knochenabbauenden Osteoklasten. 

Dies resultiert daraus, dass es bei einer leichten pH-Wert Verschiebung zum Sauren hin, zur Bildung von RANKL (receptor activated NFkB Ligand) und TNFa in den Osteoblasten kommt, die wiederum an den Osteoklasten binden und dadurch deren  Aktivität erhöhen. Damit wird das Gleichgewicht zwischen Knochenauf– und –abbau zum Knochenabbau hin verschoben. Langfristig führt dies zum Verlust von Knochenmasse mit einer deutlichen Zunahme des Osteoporoserisikos.

Durch eine basenreiche Ernährung mit einem hohen Verzehr an Obst und Gemüse können ebenso wie durch eine gezielte Supplementierung mit basischen Mineralstoffen positive Effekte auf den Knochenstoffwechsel erzielt werden, wie zahlreiche epidemiologische und experimentelle Studie zeigen.

Die  tägliche Citrateinnahme reduziert die Ausscheidung typischer Biomarker für Osteoporose (Hydroxyprolin, Cross Links) und verringert somit den Knochenabbau bei postmenopausalen Frauen.

Eine Supplementierung mit basischem Citrat bei gleichzeitiger Einnahme von Vitamin D und Calcium wirkt sich positiv auf die Knochendichte von postmenopausalen Frauen mit Osteopenie aus. Dabei wurde der Effekt von basischem Kaliumcitrat (30 mmol/tgl)  mit dem Effekt des neural-wirkenden Kaliumchlorid verglichen. Während die Knochendichte unter Einnahme von Kaliumchlorid im Studienzeitraum weiter abnahm, nahm sie durch Einnahme von Kaliumcitrat signifikant wieder zu. Der Effekt war also unabhängig von der Kaliumeinnahme, sondern beruhte eindeutig auf der basischen Citratverbindung. Bestätigt wurden diese Ergebnisse auch bei gesunden männlichen und weiblichen Probanden, die über einen Zeitraum von 2 Jahren zusätzlich zur Calcium/Vitamin-D-Substitution entweder Kaliumcitrat (60mmol/Tag) oder Placebo einnahmen. Hierbei zeigte sich, dass auch bei gesunden Probanden eine Citratsupplementation zu einer signifikanten Zunahme der Knochendichte (+ 1,7%) führt.
Bestätigt wird dies durch eine Metaanalyse, die anhand von insgesamt 14 Studien zu dem Ergebnis kommt, dass eine Basengabe zu einer verbesserten Calciumbilanz und zu einer verminderten Knochenresorption führt.

Latente Azidose bei chronischen Schmerzen

Schmerzrezeptoren reagieren auf Säure. Bereits eine geringfügige Azidose führt zu einer erheblichen Verstärkung der Schmerzintensität, da Schmerzrezeptoren darauf mit einer erhöhten Aktivität reagieren. Japanische Studenten, denen Flüssigkeiten mit unterschiedlichen pH-Werten s.c. injiziert wurden, beurteilten bereits die Schmerzen, die  bei  pH 5,5 ausgelöst wurden, mit der höchsten Schmerzempfindung. Auch bei Patienten mit chronischen Schmerzen kann eine erhöhte Pufferkapazität des extrazellulären Bereichs die Schwelle zur Auslösung von Schmerz erhöhen. Eine 4-wöchige Basensupplementation bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen unbekannter Genese führte zu einer signifikanten Verringerung von Schmerzen. Gleichzeitig konnten Beweglichkeit und das allgemeine Befinden signifikant verbessert werden, die Schmerzmitteleinnahme wurde deutlich reduziert. 

Basensubstitution bei rheumatischen Erkrankungen

Rheumatische Erkrankungen werden durch eine chronische Azidose begünstigt. Die chronische Entzündung bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen führt in der Synovialflüssigkeit zu einer deutlichen Verschiebung des pH-Wertes zum Sauren hin. Patienten mit rheumatoider Arthritis weisen dabei den niedrigsten pH-Wert auf. In einer Untersuchung an Patienten mit rheumatioder Arthritis führte eine 12-wöchige Basensupplementation zu einer hochsignifikanten Reduzierung der Schmerzen. Gleichzeitig war der sog. DAS 28 (Disease associated symptom index) am Ende der Studie signifikant verbessert. Die Beweglichkeit konnte signifikant verbessert,  der Schmerzmittelverbrauch signifikant gesenkt werden. In der Kontrollgruppe hingegen ergaben sich innerhalb des Beobachtungszeitraums keine signifikanten Veränderungen.

Nierensteine und Hyperurikämie

Eine Azidose kann auch zu einer vermehrten Calciumausscheidung führen und dadurch das Risiko für die Entstehung von Calciumoxalat-Nierensteinen erhöhen. Eine hohe Basenzufuhr in Form von Citraten kann diesem Risiko entgegenwirken, da Citrate Calcium im Primärharn binden und so der Bildung von schwer löslichem Calciumoxalat vorbeugen. Der Einsatz von Alkalisalzen (z.B. Citrate) stellt eine Standardtherapie in der Prophylaxe von Calciumoxalat -Nierensteinen dar.

Ein zu alkalischer Urin-pH kann allerdings ebenfalls zu Nierensteinen führen, da oberhalb eines Urin-pH von 6,8 das Risiko für die Bildung von unlöslichem Calciumphosphat ansteigt. Ein langfristig alkalischer Urin kann somit ein Risiko für die Calciumphosphat-Steinbildung darstellen. Entsteht dieser alkalische pH-Wert jedoch durch eine hohe Zufuhr Citrat-haltiger Lebensmittel oder Basensupplemente so wird der negative Effekt dadurch aufgehoben, dass die Citrate – wie oben beschrieben – Calcium im Primärharn binden und so die Steinbildung verhindern.

Bei einer Hyperurikämie ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Überschreitet die Harnsäure-konzentration einen kritischen Wert, führt dies zu einem akuten Gichtanfall. Es kommt zur Auskristallisierung von Harnsäure. Zur Ausscheidung der Harnsäure benötigt der Körper Basen. Bei einer chronischen Gicht wird zur Vermeidung der Ausfällung von Natriumurat-Kristallen die zusätzlich Gabe von Citraten empfohlen. Die kombinierte Therapie von Allopurinol mit einer basischen Mineralstoffmischung auf Citratbasis führte zu einem signifikanten Anstieg des Urin pH-Wertes, einer höheren Harnsäureausscheidung im Urin (Harnsäure-Clearance) und damit zu einer signifikant stärkeren Senkung des Harnsäurespiegels im Vergleich zur Kontrollgruppe (=Monotherapie mit Allopurinol).

Basensubstitution bei Diäten und Fastenkuren

Diäten und Fastenkuren können die Übersäuerung des Organismus ebenfalls fördern. Die katabole Stoffwechsellage steigert die Energiegewinnung aus Fettsäuren, wobei vermehrt Ketosäuren anfallen. Werden gleichzeitig nicht genügend Basen zugeführt, führt dies zu einer Ketoazidose. Neben der Bildung von Ketosäure während des Fettabbaus, führen Diätformen mit hohem Eiweißanteil zu einer zusätzlichen Säurebelastung durch die Verstoffwechselung des Nahrungseiweiß. Eine Fastenazidose kann durch die Einnahme eines Basenpräparates minimiert bzw. verhindert werden. Zudem können  typische Symptomen einer Fastenkrise (Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung)  signifikant verbessert werden. Auch die Gewichtsreduktion wird durch eine zusätzliche Gabe eines Basensupplementes während einer kombinierten Diät aus Sportprogramm und intermittierendem Fasten positiv beeinflusst.

Baseneinnahme beim Sport

Während der körperlichen Anstrengung wird im Stoffwechsel und in den Muskeln vermehrt Säure gebildet. Die Folgen sind nachlassende Kräfte und Muskelverspannungen, wodurch die Verletzungsgefahr ansteigen kann. Bereits eine relativ moderate körperliche Bewegung kann an den Muskelfasern deutliche Änderungen des pH-Wertes hervorrufen. Vergleichende Untersuchungen zeigen, dass durch die orale Gabe von Citraten die Änderungen des pH-Wertes bei gleicher Belastung nur sehr gering ausfielen. Eine zusätzliche basische Citratgabe zeigte auch positive Erfolge bei Patienten mit chronischer Sehnen- bzw. Achillessehnenentzündung, schmerzinduzierte Trainingsausfälle können im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant gesenkt werden.